Berliner Blätter http://berliner-blaetter.de/index.php/blaetter <div id="magicdomid123" class=""><span class="author-a-c5kz89zz86zz85zz84z9iz83zwz80z0hrz82z">Seit 1997 gibt die Gesellschaft für Ethnographie gemeinsam mit dem Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin die </span><span class="author-a-c5kz89zz86zz85zz84z9iz83zwz80z0hrz82z i"><em>Berliner Blätter. Ethnographische und ethnologische Beiträge</em></span><span class="author-a-c5kz89zz86zz85zz84z9iz83zwz80z0hrz82z"> heraus. </span><span class="author-a-z66zz78zz82zz70z5oz87zz76zejsz84zz65zez70zq">Als etablierte Zeitschrift bieten die Berliner Blätter eine Plattform für aktuelle wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Debatten in den deutschsprachigen Disziplinen der (Europäischen) Ethnologie, der Kultur- und Sozialanthropologie und der empirischen Kulturwisenschaft. Sie zeichnen sich als ein Forum für ethnographisch informierte wissenschaftliche Reflexionen und Diskussionen aktueller theoretischer, methodologischer und gesellschaftspolitischer Fragen aus. Thematisch gebündelt werden hier Vorträge, ethnographische Skizzen, Forschungsergebnisse, Aufsätze, Interviews und Tagungsberichte veröffentlicht. </span></div> <div class=""> </div> <div id="magicdomid125" class=""><span class="author-a-z66zz78zz82zz70z5oz87zz76zejsz84zz65zez70zq">Gelesen von Kultur- und Sozialwissenschaftler*innen, Kulturschaffenden und ethnographisch Interessierten und herausgegeben von Professor*innen, Nachwuchswissenschaftler*innen und Studierenden führen die Berliner Blätter nicht nur fachinterne Debatten weiter, sondern spiele</span><span class="author-a-c5kz89zz86zz85zz84z9iz83zwz80z0hrz82z">n</span><span class="author-a-z66zz78zz82zz70z5oz87zz76zejsz84zz65zez70zq"> diese auch</span><span class="author-a-c5kz89zz86zz85zz84z9iz83zwz80z0hrz82z"> in</span><span class="author-a-z66zz78zz82zz70z5oz87zz76zejsz84zz65zez70zq"> berufliche und studentische Alltage hinein. </span></div> Gesellschaft für Ethnographie de-DE Berliner Blätter 1434-0542 Troubling Gender. New Turbulences in the Politics of Gender in Europe http://berliner-blaetter.de/index.php/blaetter/article/view/1182 <p>Einige einführende Anmerkungen zum Band "Troubling Gender. New Turbulences in the politics of Gender in Europe".</p> Beate Binder Sabine Hess Copyright (c) 2023 Berliner Blätter https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0 2024-01-10 2024-01-10 88 3 10 10.18452/28003 Discussing Europeanization and East-West dynamics of race, gender and sexuality http://berliner-blaetter.de/index.php/blaetter/article/view/1134 <p>Im folgenden Dialog sprechen Anika Keinz, die als Diskutantin des Panels "Struggles over Europe" bei der Tagung "Troubling Gender" eingeladen war, und Paweł Lewicki, einer der Organisatoren dieses Panels, darüber, wie Rasse, Geschlecht und Sexualität nicht nur in der Ost-West-Dynamik verwoben sind, sondern auch die Ost-West-Dichotomie mitkonstituieren. Sie sprechen über rassialisierte Relationen und moralische Konstellationen, während sie sich mit der Frage auseinandersetzen, was genau kritische race studies zur besseren Analyse dieser Dichotomie sowie zur Untersuchung der Entwicklungen in Europa beitragen können: Was können wir beobachten, wenn wir z.B. die Geschlechter- und Sexualpolitik in Polen aus einer rassismuskritischen Perspektive betrachten und was kann uns das über Nationalismen sagen?</p> <p>Damit knüpfen sie an die Diskussion an, die Lewicki gemeinsam mit Randi Elin Gressgård und Rafał Smoczyński in der Sonderausgabe von Intersections. East European Journal of Society and Politics "Struggles over Europe. Postcolonial East/West Dynamics of Race, Gender and Sexuality" (Bd. 6/3, 2020). Dieses Special Issue erkundet die Dynamiken von (rassifiziertem) Geschlecht und Sexualität mit ihren jeweiligen lokalen Ausprägungen und fragt, wie sie in breitere Dynamiken und Diskurse über Europa, Europäisierung und die Transformation (il)liberaler Staaten eingebettet sind. Lewicki und Keinz setzen ihr Gespräch fort und greifen einige der Aspekte auf, die während der Podiumsdiskussion zur Sprache kamen. Sie diskutieren, wie Kategorien wie "Rasse", "Geschlecht/Gender" und "Sexualität" zur Reproduktion verschiedener Vostellungen von "Europa" und "europäischer Moderne" sowie zu den (selbst-)produzierten Vorstellungen von "Ost" bzw. "West" beitragen.</p> Anika Keinz Paweł Lewicki Copyright (c) 2023 Berliner Blätter https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0 2024-01-10 2024-01-10 88 11 21 10.18452/28002 Angry Posters http://berliner-blaetter.de/index.php/blaetter/article/view/1147 <p>Seit den späten 1980er Jahren werden Abtreibungen in Polen zunehmend stigmatisiert, kriminalisiert und aus dem öffentlichen Gesundheitswesen entfernt. Dieser Umgang mit Abtreibungen in Polen kann als Seismograph für Veränderungen in der Politik, dem öffentlichen Diskurs über Ethik und Religion und über den vorherrschend "traditionellen" Charakter des Landes verstanden werden. In diesem Kapitel wird – unter Rückgriff auf theoretische Ansätze zur visuellen Kultur und Politik der Ästhetik, Protestrahmung und Massenmobilisierung sowie zur kulturellen Emotionsforschung – die sich wandelnde Rolle von politischer Ästhetik und der mit ihr verbundenen Spannungsfelder und symbolischen Bedeutungen im polnischen Pro-Choice-Diskurs untersucht. Der Beitrag betrachtet, wie Demonstrant*innen Pro-Choice-Proteste durch visuelle Zeichen und Slogans formen und fragt nach der Rolle und Wirkung von Protestbildern im polnischen "Krieg um die Abtreibung". Es werden drei "wütende Poster" vorgestellt, die jeweils symbolische Aneignung, (anti-)nationalen Widerstand und die Bezugnahme auf Populärkultur illustrieren: Barbara Krugers <em>Dein Körper ist ein Schlachtfeld </em>(1991/2020), Jarek Kubickis <em>FUCK OFF! / Das ist Krieg</em> (2020) und Ola Szmidas <em>Kämpfende Polin</em> (2016).</p> <p>Das Kapitel befasst sich mit der expressiven Übernahme von Bildern, Symbolen und ästhetischen Codes durch Aktivist*innen der Frauen- und Pro-Choice-Bewegung als politisches Kollektiv, das gegen den von Kirche und Staat propagierten religiösen "Traditionalismus" ankämpft. Abschließend werden einige Implikationen visueller Protestkultur für die feministische Praxis erörtert, um eine kritische Diskussion über feministische Bilder und ihre politische Macht (oder auch Ohnmacht) zu führen. Es wird beleuchtet wie diese Bilder in einer Zeit des zunehmenden Populismus, Anti-Genderismus und religiösen Fundamentalismus in Europa den Anspruch erheben sozialen Wandel verhindern oder herbeiführen zu können.</p> Agnieszka Balcerzak Copyright (c) 2023 Berliner Blätter https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0 2024-01-10 2024-01-10 88 23 41 10.18452/28001 Social Work ‘With Refugees’ as a Site of Gendered Everyday Bordering http://berliner-blaetter.de/index.php/blaetter/article/view/1137 <p>Seit 2015 sind geschlechtsbezogene Bilder in der medialen Berichterstattung über geflüchtet kategorisierte Menschen in Deutschland allgegenwärtig und wurden auch in der Forschung viel beachtet.</p> <p>Wie diese Bilder im Alltag wirksam werden, steht bislang jedoch weniger im Fokus – auch im Hinblick auf die Soziale Arbeit, trotz ihrer wachsenden gesellschaftlichen Bedeutung. Seit 2015 begannen viele soziale Organisationen, sich in der Beratung, Unterbringung und Verwaltung von als geflüchtet kategorisierten Menschen zu engagieren. Da sie oft deren ersten Begegnungspunkt mit dem deutschen Wohlfahrtssystem bilden, wurden sie sowohl zum Ziel als auch zum Instrument (geschlechtsbezogener) Integrationspolitiken.</p> <p>Wie ich im Rahmen meiner ethnographischen Feldforschung beobachten konnte, bilden Vorstellungen geschlechtsbezogener Handlungsmacht als Differenzmarkierungen in diesem Kontext eine wichtige Rolle. Daher möchte ich argumentieren, dass die alltägliche Praxis der Sozialen Arbeit einen wichtigen Schauplatz vergeschlechtlichter Formen alltäglicher Grenzziehung bietet. Um dies zu verdeutlichen, werde ich im Folgenden insbesondere Angebote und Förderungsbemühungen von Sozialarbeiter*innen in den Blick nehmen, innerhalb derer Vorstellungen von Geschlecht(erbeziehungen) und Handlungsmacht als Teil von Grenzziehungsprozessen zum Tragen kommen.</p> Beatrice Odierna Copyright (c) 2023 Berliner Blätter https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0 2024-01-10 2024-01-10 88 43 58 10.18452/28000 Politics of reversal http://berliner-blaetter.de/index.php/blaetter/article/view/1154 <p>Rechte Politiker, die sich für die Rechte der Frauen einsetzen und gleichzeitig eine emanzipatorische feministische Politik angreifen, scheinen ein Widerspruch zu sein. Studien zeigen jedoch, dass dies tatsächlich ein weit verbreitetes westliches Phänomen ist. Es stellt eine diskursive Konstruktion dar, die Suvi Keskinen als "Politik der Umkehrung" versteht: nämlich als "die Übernahme und Reartikulation zentraler feministischer Ideen [...], um rassistische Agenden zu fördern" (2018, 161). Rassistische und kulturalistische Geschlechterdiskurse und -bilder sind jedoch nicht nur im Kontext rechtsextremer Parteien und Gruppen zu finden, die sich leicht und einfach als "Femonationalisten" (ebd.) definieren lassen. Vielmehr können wir "gefährliche Konvergenzen" von Geschlecht und Rasse im gesamten politischen Spektrum beobachten, insbesondere im Kontext von feministischer und Migrationspolitik. Diese Konvergenzen, wie sie innerhalb feministischer und migrationsbezogener sozialer Felder produziert werden und wie sie zirkulieren und damit Politiken strukturieren, stehen im Mittelpunkt dieses Beitrags. Wir argumentieren, dass sich kulturalistische und rassifizierende Geschlechterdiskurse in der aktuellen Migrations- und feministischen Politik gegenseitig verstärken - ob beabsichtigt oder nicht. In diesem Zusammenhang werden einige Beispiele aus der internationalen feministischen Bewegung skizzieren, die sich mehr oder weniger bewusst für (rassistische) Allianzen mit dem Staat und der Ordnungspolitik entschieden haben.</p> <p>&nbsp;</p> Miriam Gutekunst Sabine Hess Copyright (c) 2023 Berliner Blätter https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0 2024-01-10 2024-01-10 88 59 77 10.18452/27999 Can we fight together? http://berliner-blaetter.de/index.php/blaetter/article/view/1148 <p>Dieser vielstimmige Beitrag untersucht einige der Debatten, Kämpfe und Streitpunkte, die die gender-queer Forschung und den Aktivismus in Südosteuropa (SEE) geprägt haben. Einer dieser Streitpunkte betrifft die ungleichen Vorstellungen von und Ansprüche an Fortschritt, Zivilisiertheit und/oder Europäischsein in dieser Region, wie sie etwa in den orientalisierenden Haltungen einiger (post)jugoslawischer Feministinnen gegenüber dem Kosovo deutlich werden. Eine weitere Auseinandersetzung dreht sich um die Frage, ob ein gemeinsamer Kampf für soziale Gerechtigkeit möglich ist, der die Kämpfe um Probleme, die an die ungerechte ökonomische (Um)Verteilung anschließen, mit denen zusammenbringt, die durch ungleiche kulturelle Anerkennung verursacht werden. Mit dem regionalen Fokus auf Südosteuropa wirft dieser Beitrag auch die Frage auf, was gender-queer Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen in Südosteuropa zu progressiven Politiken jenseits ihrer Einordnung als Area Studies zu sagen haben.</p> Čarna Brković Bojan Bilić Linda Gusia Nita Luci Diana Manesi Jovan Džoli Ulićević Copyright (c) 2023 Berliner Blätter https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0 2024-01-11 2024-01-11 88 79 94 10.18452/27998 Feminist and Gender Studies Scholars in Exile http://berliner-blaetter.de/index.php/blaetter/article/view/1146 <p>Das Jahr 2015 markierte eine Zäsur in der Geschichte der Migration nach Europa aufgrund der sogenannten ‚Krise der Migration‘, welche sich, unter dem Einfluss von Kriegen, und kriegsähnlichen Konflikten antidemokratischer, autoritärer Regime in Ländern des mittleren Ostens sowie afrikanischen, lateinamerikanischen und osteuropäischen Ländern, entwickelte. Vor dem Hintergrund der damit verbundenen, beispiellosen Gefährdung der Menschenrechte, sind auch akademische Freiheiten sowie die Meinungsfreiheit bedroht. Wissenschaftler*innen, die in ihren Heimatländern von Verfolgung, Verhaftung oder zivilem Tod bedroht sind, sind in diesem Kontext gezwungen, in Länder des Globalen Nordens und Westens, in denen aktuell liberale und demokratische Regime dominieren, zu migrieren. Dieser Prozess intellektueller Zwangsmigration umfasst nicht zuletzt die Flucht wissenschaftlicher Vertreter*innen der feministischen Theorie und der Gender Studies. Aufgrund der für rechtsnationalistische, autoritäre Regime symptomatischen geschlechterfeindlichen Politiken und Diskurse zeigt sich, dass diese Akademiker*innen besonders ins Visier dieser Regime geraten. Im allgemeinen Kontext intellektueller Zwangsmigration aus dem Globalen Süden und Osten in den Globalen Norden und Westen, konzentriert sich dieser Beitrag daher auf die Flucht von Wissenschaftler*innen im Feld feministischer und queerer Theorie. Dabei werden insbesondere Migrationsprozesse aus der Türkei nach Deutschland nach 2015 in den Blick genommen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf ihren Erfahrungen mit Inklusion und dem Risiko der Exklusion an deutschen Universitäten im Zuge der Inanspruchnahme von Stipendien, die durch Akteur*innen des akademischen Humanitarismus zielgruppenspezifisch eingerichtet wurden. Ziel des Beitrags ist es, die geschlechtsspezifischen und epistemischen Ungleichheiten zu beleuchten, die Wissenschaftler*innen unter Bedingungen des neoliberalen Hochschulsystems erfahren.</p> Betül Yarar Yasemin Karakaşoğlu Copyright (c) 2023 Berliner Blätter https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0 2024-01-10 2024-01-10 88 95 109 10.18452/27996 Four reasons why Gender Studies has changed because of illiberal attacks, and why it matters http://berliner-blaetter.de/index.php/blaetter/article/view/1143 <p>In ihrem ursprünglich bei der Heinrich-Böll-Stiftung publizierten Beitrag analysiert Andrea Pető den widersprüchlichen Umgang mit Gender Studies. Zur Zeit können sich Geschlechterforscher:innen nicht über das mangelnde gesellschaftliche Interesse an ihrer Arbeit beklagen. Die E-Mail-Postfächer der Fakultätsmitglieder sind voll mit Anfragen zu ihren Forschungsarbeiten, Einladungen zu öffentlichen Debatten in verschiedenen Medien und Kommentaren für die Presse. Gleichzeitig werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Geschlechterforschung zur Zielscheibe von "öffentlichem Online-Mobbing" und finden sich auf den Titelseiten nationaler Zeitungen namentlich als Feinde der Nation wieder, mit dem Ziel, Akademikerinnen und Akademiker zum Schweigen zu bringen und zu demütigen. <br />Diese systematischen Angriffe auf die Gender Studies sind Teil der Anti-Gender-Kampagnen, die mit der Anti-Gender-Bewegung verbunden sind, einer nationalistischen, neokonservativen Antwort auf die Dreifachkrise (Migration, Finanzen und Sicherheit), die durch die globale, neoliberale Weltordnung verursacht wurde. Sie nutzt das Geschlecht als "symbolischen Klebstoff", um Allianzen des Hasses und der Ausgrenzung zu schaffen, um neu zu definieren, was "normal" ist, und um für die Wähler lebenswerte, wünschenswerte Alternativen zur liberalen Demokratie zu schaffen. Diese Anti-Gender-Bewegungen, die gleichzeitig die Gender Studies als akademische Disziplin angreifen, gewinnen in ganz Europa an Unterstützung.<br />Die Lehren, die wir aus dieser gegenwärtigen "paradoxen Anerkennung" der Gender Studies ziehen, sind, nicht überraschend, ebenfalls voller Paradoxien. </p> Andrea Pető Copyright (c) 2023 Berliner Blätter https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0 2024-01-10 2024-01-10 88 111 115 10.18452/27986 Counterstrategies against Antifeminism http://berliner-blaetter.de/index.php/blaetter/article/view/1145 <p>Anhand von Beispielen antifeministischer und anti-"genderistischer" Angriffe auf Wissenschaftler*innen der Frauen-, Geschlechter- und Feminismusforschung (Women’s, Gender and Feminist Studies, WGFS), Aktivist*innen und in der Praxis tätige Personen schlagen wir in diesem Beitrag entsprechende Gegenstrategien vor. Nach einem kurzen Überblick über die Merkmale aktueller antifeministischer und anti-"genderistischer" Diskurse berichten wir über unsere eigenen Erfahrungen mit solchen Angriffen und erörtern Kritik an und Diffamierungen von WGFS innerhalb der scientific community, antifeministische Interventionen in der journalistischen Öffentlichkeit und Herausforderungen in der Zusammenarbeit zwischen WGFS-Wissenschaftler*innen und -Aktivist*innen. Aus unseren Erfahrungen leiten wir sieben Vorschläge für Strategien ab, die WGFS nutzen könnten, um diesen Angriffen auf transdisziplinäre, intersektionale Weise zu begegnen.</p> Marion Näser-Lather Dorothee Beck Ilse Lenz Sabine Grenz Copyright (c) 2023 Berliner Blätter https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0 2024-01-10 2024-01-10 88 117 133 10.18452/27985 Political Struggles around “Gender” http://berliner-blaetter.de/index.php/blaetter/article/view/1144 <p>Der Beitrag konzentriert sich auf die jüngsten Kämpfe um das Konzept "Gender", wie sie seit 2010 im Kontext der Anti-Gender(ismus)-Propaganda des amtierenden ungarischen rechtspopulistischen Regimes zu beobachten sind. Der "Krieg gegen Gender" der Regierung wird anhand von drei Gesetzen diskutiert, die unter den prekären Bedingungen der COVID-19-Pandemie verabschiedet wurden. Ziel der Analyse ist es, einerseits zu beleuchten, wie ein bestimmter radikaler feministischer Diskurs entstanden ist, der sich selbst als "geschlechterkritisch" bezeichnet und sich gleichzeitig in der offiziellen Rhetorik der Hassrede verfangen hat. Zum anderen geht es darum, eine intersektionale Position zu entwerfen, die ein Sprechen über interne Spaltungen hinweg erlaubt, indem der kritische Blick auf den gemeinsamen Feind der hegemonialen Männlichkeit gelenkt wird und das Konzept einer auf Vertrauen basierten queeren Solidarität entwickelt wird.</p> Erzsébet Barát Copyright (c) 2024 Berliner Blätter https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0 2024-01-10 2024-01-10 88 135 145 10.18452/27984 The Marxist case for abortion http://berliner-blaetter.de/index.php/blaetter/article/view/1141 <p>Dieser Artikel schlägt die Reformulierung eines Pro-Abtreibungs-Marxismus vor und möchte damit eine Alternative zu aktuellen Debatten bieten, die individuelle Rechte gegen Abtreibungsgegner in Stellung bringen. Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten von Amerika von 2022, das Urteil Roe v. Wade (1973) aufzuheben, lässt das Schreckgespenst von der Konsolidierung der Anti-Abtreibungsbewegung in den Ländern Osteuropas aufleben, die kulturell wie politisch stark von den USA beeinflusst sind. Um meine psychoanalytische und marxistische Kritik zu entwickeln, konzentriere ich mich nicht allein darauf, den Individualismus zu kritisieren, sondern schlage eine dialektische Interpretation des Kapitalismus vor. Ich bringe zwei Argumente vor: Erstens zeige ich auf, dass der US-amerikanische soziale Konstruktivismus den Körper als naturgegeben verstand, während der produktivistische Körper als Vehikel für eine sowjetisch-marxistische Ideologie stand, die auf die Emanzipation der gesamten Menschheit abzielte. Zweitens verfolge ich eine ideologische Verschiebung im rumänischen Kino von einem marxistischen Körper zu einer Politik der natürlichen Ursprünglichkeit, auf der das rumänische Abtreibungsverbot von 1966 basiert. Indem ich den sowjetischen Produktivismus als Theorie kritisiere, die den Kapitalismus untergraben wollte (wie Žižek sehe ich eine solche Materialisierung als den falschen Marxismus), zeige ich die Relevanz eines historischen Arguments für eine marxistische Pro-Abtreibungspolitik.</p> Bogdan Popa Copyright (c) 2023 Berliner Blätter https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0 2024-01-10 2024-01-10 88 147 159 10.18452/27983 Queering Europe: http://berliner-blaetter.de/index.php/blaetter/article/view/1172 <p>Ausgehend von einer Fish-Bowl-Diskussion, die während der Konferenz stattfand, diskutieren wir in unserem Beitrag, was durch ein Denken zwischen gender_queer Theorien und anthropologischer Europäisierungsforschung gewonnen werden kann. Wir argumentieren, dass queeres Denken eine Skepsis gegenüber identitären und normativen Verständnissen von Europa beinhalten muss sowie eine ethnographische Aufmerksamkeit dafür, was in den Lücken und Rissen der Europäisierung auftaucht. Gleichzeitig gilt es im Auge zu behalten, wie Institutionen, die im Namen Europas arbeiten, heterogene Erfahrungen erzeugen, die zu ungleichen und unterschiedlich verteilten, multiplen Europas führen. Insofern korrespondiert dieser Zugang mit post-/dekolonialen Ansätzen in der Anthropologie. Queering Europe oszilliert zwischen einer Aufmerksamkeit für die zentrale Rolle, die Sexualität und Geschlecht in den Imaginarien von Europa spielen, und der Destabilisierung von Vorstellungen von Europa in einem allgemeineren Sinn. Drei Dimensionen dieses analytischen Ansatzes werden diskutiert: Erstens zielt queering Europe darauf ab, hegemoniale Vorstellungen von Europa zu dekonstruieren; zweitens macht es den multiplen und fragmentierten Charakter Europas sowie die ambivalenten und manchmal unvorhersehbaren Konsequenzen sichtbar, die Europäisierungsprozesse mit sich bringen; und drittens kann queering Europe als Möglichkeit gesehen werden, Europa durch die Linse eines „kritischen Utopismus“ (Mbembe 2019) zu betrachten und Solidarität in den Mittelpunkt der Überlegungen zu stellen. In allen drei Dimensionen stellt ethnographisches Arbeiten, das von dekolonialen Kritiken sowie von Vorschlägen zum Queeren von Methoden geprägt ist, das erkenntnistheoretische Werkzeug dar, um tiefere Einblicke in queering Europe als eine Art der Wissensproduktion wie der politischen Vision zu erhalten.</p> Jens Adam Beate Binder Čarna Brković Patrick Wielowiejski Copyright (c) 2023 Berliner Blätter https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0 2024-01-10 2024-01-10 88 161 174 10.18452/27982