Ethnografisch-anthropologische Forschung in, zu und mit Unternehmen
Skepsis-Spirale und mögliche Fluchtpfade
Abstract
Im Zuge methodologischer Diskussionen zur Zusammenarbeit zwischen Ethnograf*innen und Feld werden Unternehmen für gewöhnlich nicht als potentielle Partner und Ko-Diskutanten in Betracht gezogen. Ausgehend von einer Beleuchtung der sozialtheoretisch begründeten und forschungspraktisch verstärkten Gründe für diese Skepsis, fokussiert dieser Beitrag die Bedingungen für solche Kollaborationsbeziehungen. Dazu werden im ersten Schritt drei etablierte Formen ethnografischer Forschung erörtert, die sich inmitten privatwirtschaftlicher Kontexte entfaltet: eingebettete Ethnografie im Auftrag der Unternehmen selbst, akademisch situierte Organisationsethnografie sowie ethnografisch-anthropologische Untersuchungen von Phänomenen, die das zeitgenössische Zusammenleben und Wirtschaften ordnen. Die darin sichtbar werdenden methodologischen Besonderheiten und Herausforderungen werden anschließend am konkreten Beispiel einer multi-stationären ethnografischen Studie in der Lebensmittelbranche diskutiert. Daraus abgeleitete Überlegungen und Vorschläge komplettieren ein Plädoyer für dezidierte ethnografisch-anthropologische Aufmerksamkeit gegenüber privatwirtschaftlichen Akteuren als ethnografischen Gegenübern und möglichen Forschungspartnern.