Queering Europe:
Anthropological Perspectives in Conversation. A Text Collage
DOI:
https://doi.org/10.18452/27982Schlagworte:
Queer Theory, Queer Ethnography, Kritik, Europäisierung, Zukunft, EuropaAbstract
Ausgehend von einer Fish-Bowl-Diskussion, die während der Konferenz stattfand, diskutieren wir in unserem Beitrag, was durch ein Denken zwischen gender_queer Theorien und anthropologischer Europäisierungsforschung gewonnen werden kann. Wir argumentieren, dass queeres Denken eine Skepsis gegenüber identitären und normativen Verständnissen von Europa beinhalten muss sowie eine ethnographische Aufmerksamkeit dafür, was in den Lücken und Rissen der Europäisierung auftaucht. Gleichzeitig gilt es im Auge zu behalten, wie Institutionen, die im Namen Europas arbeiten, heterogene Erfahrungen erzeugen, die zu ungleichen und unterschiedlich verteilten, multiplen Europas führen. Insofern korrespondiert dieser Zugang mit post-/dekolonialen Ansätzen in der Anthropologie. Queering Europe oszilliert zwischen einer Aufmerksamkeit für die zentrale Rolle, die Sexualität und Geschlecht in den Imaginarien von Europa spielen, und der Destabilisierung von Vorstellungen von Europa in einem allgemeineren Sinn. Drei Dimensionen dieses analytischen Ansatzes werden diskutiert: Erstens zielt queering Europe darauf ab, hegemoniale Vorstellungen von Europa zu dekonstruieren; zweitens macht es den multiplen und fragmentierten Charakter Europas sowie die ambivalenten und manchmal unvorhersehbaren Konsequenzen sichtbar, die Europäisierungsprozesse mit sich bringen; und drittens kann queering Europe als Möglichkeit gesehen werden, Europa durch die Linse eines „kritischen Utopismus“ (Mbembe 2019) zu betrachten und Solidarität in den Mittelpunkt der Überlegungen zu stellen. In allen drei Dimensionen stellt ethnographisches Arbeiten, das von dekolonialen Kritiken sowie von Vorschlägen zum Queeren von Methoden geprägt ist, das erkenntnistheoretische Werkzeug dar, um tiefere Einblicke in queering Europe als eine Art der Wissensproduktion wie der politischen Vision zu erhalten.
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