Repressions- und Herrschaftsgeschichte der DDR erinnern
Eine ethnografische Untersuchung am Lernort Keibelstraße
DOI:
https://doi.org/10.18452/28736Schlagworte:
DDR, Untersuchungshaft, Lernort Keibelstraße, Multidirektionale Erinnerung, Westhegemonie, PostsozialismusAbstract
In diesem Artikel argumentiere ich dafür, postsozialistische Debatten um einen Blick auf Repressions- und Herrschaftsgeschichte der DDR und ihre Verhandlung an Gedenk- und Erinnerungsorten zu erweitern. Anhand meiner ethnografischen Forschung am Lernort Keibelstraße, einer ehemaligen DDR-Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums des Inneren, untersuche ich die Herausforderungen und Möglichkeitsräume einer machtkritischen Erinnerung an die Repressions- und Herrschaftsgeschichte der DDR. Wie können sich in Erinnerungen an die DDR die westhegemoniale Perspektive der Wendezeit und das in der DDR verübte Unrecht zueinander verhalten? Der Lernort Keibelstraße oszilliert hier zwischen der Anerkennung von Unrechtserfahrungen auf der einen und der Irritation westhegemonialer Narrative auf der anderen Seite. Die historisch-politische Bildung am Ort eröffnet dabei eine besondere Möglichkeit für die Gleichzeitigkeit dieser Perspektiven. In einer multidirektionalen Erinnerung (Rothberg 2009) an DDR- und BRD-Vergangenheit werden eine westdeutsche Überlegenheitserzählung hinterfragbar, Haft in der BRD als Objekt von Erinnerung hergestellt und Visionen von Gerechtigkeit für Gegenwart und Zukunft eröffnet.
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